27.01.2024 | Der OJA auf Gedenkstättenfahrt. Vom 08.10. bis zum 13.10.2023 war der Ortsjugendausschuss (OJA) der IG Metall Jugend Siegen auf Gedenkstättenfahrt in Auschwitz und Krakau. Im Interview: Kirsten Hoffmann, Jugend- und Auszubildendenvertreterin und Technische Produktdesignerin bei der Firma Achenbach Buschhütten GmbH & Co. KG in Kreuztal Buschhütten.
Hallo Kirsten, du hast bereits mehrere Gedenkstätten besucht. Wo warst du bereits und war das dein erstes Mal in Auschwitz?
Ich war schon in vielen Gedenkstätten, die Größten und Bekanntesten davon sind Bergen Belsen, Dachau, Hadamar und nun auch Auschwitz. Neben diesen großen habe ich auch viele kleinere Gedenkstätten, frühere Konzentrations- & Arbeislager besucht, darunter war auch ein reines Frauen- KZ in Mecklenburg Vorpommern (Ravensbrück). Neben diesen ehemaligen Lagern habe ich auch weitere Historische Gedenkstätten besucht wie bsw. das Kehlsteinhaus in Berchtesgaden, welches durch Hitlers Goldenen Aufzug bekannt geworden ist.
Warum war es dir wichtig mit nach Auschwitz zu fahren, obwohl du schon so viel gesehen hast?
Es ist wichtig unsere Geschichte nicht zu vergessen, denn wenn wir vergessen wie grausam die Zeiten damals waren, ist es wahrscheinlicher, dass uns eine ähnliche Zukunft bevor steht.
Was ist der Unterschied zu anderen Gedenkstätten?
Die Größe. Hauptsächlich die Dimensionen sind viel enormer als alles was man sich vorstellen kann. Wenn man bsw. in Birkenau zwischen den Zäunen steht und sich umschaut sieht man weit und breit nichts als Ruinen von Baracken.
Welche Eindrücke sind dir besonders im Gedächtnis geblieben und was bedeutet das für dich in der Zukunft?
Mir ist vieles im Gedächtnis geblieben. Neben den nicht enden wollenden Bildern der Häftlinge, welche im Stammlager die Flure der Baracken langzogen, auch ein Gemälde aus der Kunstausstellung. Ein abgemagerter Junge sitzt in Birkenau am Zaun, hinter ihm die Krematorien. Aus dessen Schornsteine Seelen der verstorbenen in den Blutroten Himmel steigen.
Doch die Bilder die man sich mit seinem inneren Auge macht sind mir noch mehr im Gedächtnis geblieben.
Es ist oft nicht einfach, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, dennoch ist es verdammt wichtig sich aktiv die Zeit zu nehmen um zu verstehen und zu verarbeiten.
Ganz besonders allerdings sind mir die Besucher hängen geblieben und auch die Erzählungen unseres Guides, wie z.B Jugendliche wahllos Teile einer Barracke bemalt oder Dinge zerstört haben. Oder Besucher die sich Pizza dort hin bestellt haben um diese in den Barracken zu essen. Menschen die diesen Ort mit einer Selbstverständlichkeit und ohne Respekt gegenüber treten, diejenigen, denen die Vorstellung fehlt, welche Grausamkeiten dort wirklich passiert sind.
Und wenn ich so darüber nachdenke bekomme ich fast schon Angst, denn ich merke, dass es Personen gibt die auch heute noch nicht verstehen, dass das was schon einmal möglich war somit jederzeit wieder möglich ist.
Und ich glaube, dass uns so etwas wirklich wieder passieren könnte, wenn die Menschen weiter wegschauen und weiter ignorieren welche Aussagen Politiker tagtäglich fällen. In allen Bereichen. Das vor kurzem bekanntgewordene "Geheimtreffen" der AFD und Weiteren und die fehlende klare Distanzierung der Partei zeigt umso mehr, wie sehr Hass wieder in unserer Gesellschaft steckt.
Umso besser ist es zu sehen, dass allein am vergangenen Wochenende 1,5 Millionen Menschen gegen den wiederkehrenden Faschismus auf die Straße gegangen sind. Und noch viele weitere werden folgen.
Was möchtest du Anderen nach dem Besuch der Gedenkstätte mit auf den Weg geben?
Erinnern statt vergessen. Zeitzeugen treffen und die Gedenkstätten besuchen. Verstehen was damals passiert ist... und warum. Das ist das Wichtigste was wir machen können, uns ins Gedächtnis rufen was wir auf keinen Fall nocheinmal erleben wollen. Aber genauso auf Demonstationen gehen und auch heute unsere Demokratie verteidigen.
Also erinnert euch anstatt zu vergessen!
Nie wieder ist JETZT!
Vielen Dank, Kirsten, für deine Zeit.